Der Frühling naht und es wird für uns Zeit, sich dem Baumschnitt zu widmen. Im folgendem Beitrag möchte ich über den Schnitt von Haselnusssträuchern (Corylus avellana), deren Wurzeln mit der Burgundertrüffel (Tuber uncinatum) beimpft sind, schreiben.
Zunächst möchte ich über die Sinnhaftigkeit des Baumschnittes im Trüffelanbau ein paar Gedanken teilen. Grundsätzlich bedeutet das Abschneiden von Ästen, dem Baum unvermeidbar eine Wunde zuzufügen. Schädlinge wie Bakterien oder Pilze können die Pflanze leichter befallen. Auch der Eingriff in den Hormonhaushalt der Pflanze ist zu berücksichtigen. Da wir im Trüffelanbau auf eine lange Lebenszeit des Wirtbaumes angewiesen sind, könnte ein vorschneller Eingriff also weitreichende Folgen haben.
Warum also überhaupt in das natürliche Wachstum der Wirtspflanze eingreifen? Durch den regelmäßigen Schnitt, kann zum einen die Gesundheit der Pflanze gefördert werden. In diesem Zusammenhang will ich das Auslichten und auch Schnittmaßnahmen, welche das Vergreisen eines Baumes verhindern, nennen. Auch der Verjüngungsschnitt (das sog. „auf den Stock setzten“) kann in alten Beständen zur Erhaltung der Pflanze sinnvoll sein.
Zum anderen ist ein Baumschnitt im Fruchtertragserbau eine wirksame Maßnahme, um die Qualität, wie auch die Quantität der Früchte, beeinflussen zu können. Leider habe ich bisher keine fundierten Informationen ausfindig machen können, ob der Baumschnitt auch die Fruchtkörper der Trüffel beeinflusst.
Vorteile sehe ich persönlich bei der Kontrolle des Wachstums in der Höhe und der Breite. Die Sonneneinstrahlung auf den Boden kann verändert werden und somit zumindest möglich, auch das Habitat der Trüffel. Im Sommer bleibt ein beschatteter Boden länger feucht und Im Frühjahr kann sich der Boden schneller aufwärmen. Da wir bei der Ernte von Trüffeln oft in Stammnähe, unter dem Gehölz, suchen müssen ist es sinnvoll, eine „Aufastung“, durchzuführen. Hierbei werden bei aufeinanderfolgenden Pflegeschnitten die Äste in Bodennähe entfernt. Das Ergebnis ist ein astfreier Stamm. Bei einem Strauch wie der Hasel ist das natürlich sehr individuell zu sehen und nicht so plastisch darstellbar, wie zum Beispiel bei einer Eiche. Von ganz krassen Eingriffen in das natürliche Wachstum der Pflanze, wie das bei diversen Zierschnitten der Fall ist, würde ich eher abraten.
Die Gemeine Hasel kann bis zu sechs Meter hoch werden. Für viele Trüffelplantagen ist die Wuchshöhe der Pflanze dann bedeutend, wenn der Pflanzabstand nicht ausreicht um die volle Entfaltung des Baumes zu bringen. Um also den Trüffelbäumen gleichermaßen Licht und Nährstoffe bieten zu können, sollten also nicht nur die starkwüchsigen Pflanzen kleingehalten werden. Das sollte auch rechtzeitig berücksichtigt werden, um später keine allzu starken Äste entfernen zu müssen.
Die Wuchskraft variiert je nach Pflanze und Standort. Eine pauschale Zeit für den Erstschnitt kann ich also nicht nennen. Wir sind nunmehr an unserem ersten Pflanzschnitt, mit einer aktuellen Pflanzenhöhe von etwa zwei Metern. Mein Ziel ist es, keine großen Wunden zu produzieren.
Jeder Trüffelbaumanbauer will seinen Astschnitt gut überlegt haben. Ein über Jahre vorrausschauendes Handeln ist wichtig, um nicht zu starke Äste, entfernen zu müssen. Ich versuche jedenfalls die Sträucher auf 4- 6 Hauptriebe zu erziehen. Zur Strauchmitte hin wachsende oder krumm und schief wachsende Äste entferne ich ab jetzt jährlich. Wenn ein Abspreizen von Trieben und Ästen nicht möglich ist, sollten eng aneinander liegende Äste entfernt werden. Das vermeidet ein aneinander reiben, welches zu Wunden führen kann.
Der Schnittzeitpunkt sollte auf den Standort mit seinen klimatischen Verhältnissen angepasst sein. Der Baum ist bestrebt die Wunde schnellstmöglich wieder zu schließen. Hierfür leitet er Saft zur Wunde, weshalb ich die Pflanzen erst schneide, wenn die Knospen anfangen auszutreiben. Für unseren Standort, ca. Ende Februar bis Anfang März.